Zusammenfassung
Die therapeutische Anwendung der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS)
wurde in den vergangenen Jahren bei unterschiedlichen psychiatrischen Erkrankungen,
wie beispielsweise den unipolaren und bipolaren affektiven Störungen sowie der Schizophrenie,
diskutiert. Nach dem Faradayschen Prinzip wird über die Induktion eines Magnetfeldes
intrakraniell ein elektrischer Stromfluss erzeugt. Dieser wiederum beeinflusst neuronale
Netzwerke in psychopathologisch relevanten Hirnarealen, welche bei psychiatrischen
Erkrankungen möglicherweise dysfunktional sind. Conditio sine qua non des gezielten
therapeutischen Einsatzes der rTMS sind jedoch Kenntnisse über die zugrunde liegenden,
durch rTMS induzierten neurobiologischen Veränderungen. Obgleich der therapeutische
Einsatz der rTMS derzeit nur im Rahmen wissenschaftlicher Studien empfohlen werden
kann, gibt es ausreichende grundlagenwissenschaftliche Hinweise darauf, dass über
rTMS spezifische Veränderungen in neuronalen Schaltkreisen hervorgerufen werden können.
Diese zeigen sich tierexperimentell in charakteristischen Verhaltensänderungen sowie
in Veränderungen der Aktivität des Stresshormonsystems. Zudem konnten spezifische
Änderungen in der Freisetzung von Neuromodulatoren und Neurotransmittern sowie der
Genexpression in psychopathologisch relevanten Hirnregionen beschrieben werden. Die
bislang untersuchten, durch rTMS induzierten neurobiologischen Mechanismen sind teilweise
mit den durch antidepressiv wirksame Substanzen tierexperimentell ausgelösten Effekten
identisch.
Summary
In recent years, the therapeutic properties of repetitive transcranial magnetic stimulation
(rTMS) have been investigated for the treatment of various psychiatric disorders such
as unipolar and bipolar disorders and schizophrenia. According to Faraday´s law the
induction of a magnetic field evokes intracerebral electric currents. This, in turn,
influences neuronal networks in psychopathologically relevant brain regions thought
to be dysfunctional in psychiatric disorders. In order to optimize rTMS for therapeutic
use, however, it is indispensable to understand the neurobiological mechanisms involved.
So far, the use of rTMS in the treatment of psychiatric disorders can be recommended
only in the context of scientific studies. There is compelling evidence resulting
from basic science that rTMS can induce specific alterations in neuronal networks.
In animal models, these changes are reflected by characteristic behavioural changes
and decreases in the activity of the stress hormone system. In addition, regional
changes in neurotransmitter/neuromodulator release and in gene transcription could
be demonstrated in relevant brain regions. Together, the mechanisms investigated so
far are, in part, reminiscent of those accompanying antidepressant drugs.
Schlüsselwörter
Repetitive transkranielle Magnetstimulation - Depression - Stress - Neurobiologie
Keywords
Repetitive transcranial magnetic stimulation - depression - stress - neurobiology